Demenz verstehen

Demenz ist eine Krankheit, bei der das Gehirn nicht mehr richtig arbeitet. Grund dafür ist meist der Abbau der Hirnsubstanz. Betroffene vergessen Dinge, haben Probleme beim logischen Denken und können sich im Alltag schwer orientieren. Auch Veränderungen im Sozialverhalten und der Sprache sind bei dementen Personen zu beobachten. Mit verständnisvollen Angehörigen und Pflegekräften an der Seite gehen Demenzerkrankte so angenehm wie möglich durch ihren Alltag. Gibt es auch keine endgültige Heilung bei Demenz, wartet eine Reihe verschiedener Ansätze auf die Betroffenen, die die Lebensqualität stark verbessern können.

Risikofaktoren für Demenz

Es gibt einige Risikofaktoren bei Demenzerkrankten, worauf stets ein wachsames Auge gelegt werden sollte:

  • Stoffwechselstörungen
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems
  • Ungesunder Lebensstil (Alkohol, Nikotin, Mangelernährung, Bewegungsmangel)
  • Zunehmendes Alter
  • Genetische Vorbelastung
  • Durchblutungsstörungen

Warum fällt das Denken bei Demenz schwer?

Proteinablagerungen im Hirn: Das Gehirngewebe schrumpft bei Demenz oft aufgrund von abnormalen Eiweißvorkommen. Einmal verloren gegangen, kann der Körper diese wichtigen Nervenzellen nicht wieder herstellen.
Störung der Neurotransmitter: Chemische Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, geraten aus dem Gleichgewicht und beeinträchtigen die Kommunikation zwischen den Nervenzellen.
Entzündungsprozesse: Entzündungen im Gehirn können weitere Schädigungen verursachen. Auch hier sind die betroffenen Zellen irreparabel.
Gefäßerkrankungen: Bei der vaskulären Demenz treten Durchblutungsstörungen auf, die zu Sauerstoffmangel und Schädigungen der Nervenzellen führen können.

Wichtig: Demenz ist multifaktoriell. Das individuelle Zusammenspiel verursacht das persönliche Krankheitsbild. Abhängig von der Hauptursache sind verschiedene Zonen im Gehirn von demenzbedingten Ausfällen betroffen. Hier finden Sie weitere Informationen zum Krankheitsbild und Verlauf der Demenz.

Demenz oder altersentsprechende Vergesslichkeit?

Es ist wichtig zu beachten, dass altersentsprechende Vergesslichkeit ein normaler Bestandteil des Alterns ist, während Demenz eine ernsthafte Erkrankung darstellt. Je nach Stadium können die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt auftreten. Wenn Unsicherheiten bestehen, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren.

Demenz

  • Progressiver Verlust der kognitiven Fähigkeiten: Demenz ist durch einen schleichenden Verlust von Gedächtnis, Denkvermögen und anderen kognitiven Funktionen gekennzeichnet.
  • Beeinträchtigung der Alltagsaktivitäten: Demenzkranken Patienten fallen alltägliche Aufgaben im Tagesablauf wie Anziehen, Essen oder Orientieren schwer. Je nach Stadium der Demenz benötigen Betroffene hier Hilfe bei alltäglichen Aufgaben wie der Körperpflege oder dem Ankleiden.
  • Veränderungen im Verhalten und Charakter: Demenz kann zu Stimmungsschwankungen, Aggressionen, Rückzug oder anderen Verhaltensänderungen führen.
  • Probleme beim Sprechen und Verstehen: Betroffene können Schwierigkeiten beim Ausdrücken von Gedanken haben und haben möglicherweise Probleme, Gesprächen zu folgen.
  • Verschlechterung der räumlichen Orientierung: Orientierungsverlust in vertrauten Umgebungen oder Schwierigkeiten, den Weg zu finden.
  • Verschlechterung der Urteilsfähigkeit: Betroffene können Entscheidungen treffen, die nicht ihrem gewohnten Verhalten entsprechen, aufgrund von Einschränkungen im Urteilsvermögen.

Altersentsprechende Vergesslichkeit

  • Gelegentliches Vergessen von Namen oder Terminen: Im Alter ist es normal, gelegentlich einen Namen oder Termin zu vergessen, ohne dass dies bei täglichen Aktivitäten für Überforderung sorgt.
  • Erinnerung nach Ablenkung: Vergesslichkeit kann oft auf Ablenkung oder Informationsüberlastung zurückzuführen sein, und die Erinnerung kehrt zurück, wenn die Ablenkung nachlässt.
  • Geringe Auswirkung auf tägliche Aktivitäten: Normale altersbedingte Vergesslichkeit beeinträchtigt nicht die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen.
  • Stabilität im Charakter und Verhalten: Altersbedingte Vergesslichkeit führt normalerweise nicht zu signifikanten Veränderungen im Verhalten oder der Persönlichkeit.

Positiver Umgang und Kommunikation mit Menschen mit Demenz

Der Umgang mit Demenz erkrankten Personen ist oftmals nicht einfach. Wir geben Ihnen praktische Alltagstipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz an die Hand und zeigen Ihnen, wie Sie mit den erkrankten Personen besser kommunizieren können.

Gelungene Kommunikation

  • Einfache Sprache: Verwenden Sie klare und einfache Wörter.
  • Langsam sprechen: Geben Sie Zeit zum Verstehen und Antworten.
  • Augenkontakt halten: Zeigen Sie Aufmerksamkeit und Vertrauen.
  • Positive Körpersprache: Lächeln Sie und seien Sie freundlich.
  • Ja-/Nein-Fragen stellen: Ermöglichen Sie ein einfaches Antworten.
  • Geduldig sein: Lassen Sie Zeit für Gedanken und Reaktionen.
  • Nonverbale Signale beachten: Achten Sie auf Mimik und Gestik.
  • Visuelle Hilfsmittel nutzen: Bilder oder Erinnerungsstützen einbeziehen.
  • Respekt wahren: Vermeiden Sie es, die Person zu korrigieren oder zu desorientieren.
  • Flexibilität zeigen: Passen Sie sich der Situation an – jeder Tag kann anders sein.
  • Verständnis zeigen: Überhören sie Anschuldigungen.
  • Positive Kommunikation: Loben Sie Gelungenes und lassen Sie Defizite unbeleuchtet.

Liebevoller Umgang

  • Einfühlsam sein: Zeigen Sie Mitgefühl und Verständnis.
  • Ruhe bewahren: Bleiben Sie ruhig, auch wenn die Person verwirrt ist.
  • Selbstbestimmung ermöglichen: Geben Sie so viel Kontrolle wie möglich.
  • Unterstützung anbieten: Helfen Sie bei Bedarf, ohne die Selbstständigkeit zu entziehen.
  • Routinen beibehalten: Struktur gibt Sicherheit, versuchen Sie, Routinen beizubehalten.
  • Sicherheit gewährleisten: Achten Sie auf sichere Umgebungen, um Stürze zu vermeiden und Ängste zu nehmen.
  • Interessen berücksichtigen: Binden Sie frühere Interessen in den Alltag ein.
  • Flexibel sein: Passen Sie sich den Bedürfnissen und Stimmungen an.
  • Klare Anweisungen geben: Vermeiden Sie komplexe Aufgaben.
  • Respektvoller Umgang: Behandeln Sie die Person stets mit Respekt und Würde.
  • In Bewegung bringen: Motivieren Sie zu Spaziergängen und Sitzgymnastik.
  • Sanfte Berührung: Beruhigen Sie die Person mit leichten Handmassagen und vermitteln Sie Zuwendung.

Das sollte nicht passieren

  • Korrigieren: Vermeiden Sie es, die Person zu verbessern, wenn sie sich irrt.
  • Unterbrechen: Geduldig zuhören, nicht unterbrechen.
  • Drängen: Vermeiden Sie es, die Person zu drängen oder zu überfordern.
  • Bevormunden: Bieten Sie Hilfe an, aber bevormunden Sie nicht.
  • Widersprechen: Widersprechen Sie nicht unnötig, um Konflikte zu vermeiden.
  • Überfordern: Vermeiden Sie übermäßige Anforderungen oder Stress.
  • Isolieren: Fördern Sie soziale Teilhabe, isolieren Sie nicht.
  • Überfrachten: Vermeiden Sie zu viele Informationen auf einmal.
  • Vernachlässigen: Vergessen Sie nicht die physische und emotionale Sicherheit.
  • Herablassend sein: Behandeln Sie die Person stets respektvoll, vermeiden Sie herablassendes Verhalten.
  • Lustig machen: Betroffene spüren, wenn Sie über ihr auffälliges Verhalten spotten.
  • Realität aufzwängen: Betroffene haben in ihrer Wahrnehmung immer recht.
  • Schimpfen: Demente Personen machen nicht absichtlich Fehler.
  • Vorhaltungen machen: Korrigieren Sie Situationen, ohne sie zu kommentieren.

Tipp: Nehmen Sie Betroffene so an, wie sie sind. Weder Sie noch die Person selbst können die Ursache für das Verhalten ändern. Dabei sollten Sie die Krankheit ernst nehmen und wirre Anschuldigungen abprallen lassen. Mit Respekt und Wertschätzung gelingt ein harmonisches Miteinander.

Wichtig im Umgang mit Demenz: Biografie beachten

Die Biografie eines Menschen mit Demenz ist von zentraler Bedeutung. Sie bietet Einblicke in die Persönlichkeit, Interessen und Beziehungen der Person. Diese Kenntnisse dienen der Kommunikation und schaffen Vertrautheit sowie Sicherheit im Umgang miteinander. Die Biografiearbeit ermöglicht ein besseres Verständnis für Verhaltensweisen und Reaktionen, fördert den Beziehungsaufbau und bildet die Grundlage für individuelle Aktivitäten.

Besonders in Bezug auf den Umgang mit Lebensmitteln lohnt ein Blick in die Biografie des Menschen. Prägende Ereignisse, etwa Hunger in Kriegszeiten, sorgen bei erkrankten Menschen beispielsweise für die Angewohnheit zum Lebensmittel horten. Wer Rituale vermisst, etwa das Tischgebet, möchte seinen Teller womöglich gar nicht anrühren. Je besser Sie sich in das Leben des Betroffenen einfühlen können, desto eher lernen Sie einen Umgang mit den speziellen Eigenheiten. Halten Sie daher so lange wie möglich an vertrauten Aktivitäten, etwa dem Besuch eines Stammtisches oder alltäglichen Ritualen fest.

Unter Berücksichtigung der Biografie ermöglichen wir eine respektvolle und personenzentrierte Pflege, die die Lebensqualität und Würde der Person mit Demenz bewahrt.

Nehmen Sie Hilfe an – Unterstützung für Angehörige

Selbstfürsorge ist für pflegende Angehörige von dementen Personen besonders wichtig. Je weiter die Demenz fortschreitet, desto anstrengender wird die Arbeit für Angehörige. Nehmen Sie sich bewusst Auszeiten von der nervenaufreibenden Betreuung, welche sowohl körperlich als auch mental belastend sein kann. Nur so können Sie langfristig für Ihre Liebsten da sein. Wir schützen Sie vor Überlastung.

Unsicher? Sprechen Sie uns an. Wir sind für Sie da.